Macs in Media

Path 2 hat ein schickes Design und unverständliches Konzept

Path:

The smart journal that helps you share life with the ones you love.

Gestern morgen bin ich aufgestanden, habe als App-geschädigter Bürger brav Path gestartet und der App gesagt, dass ich aufgewacht bin. Nebenbei habe ich mir die Aktivitäten meiner drei Freunde angeschaut, einige Smileys gedrückt und mit der App herumgespielt. Letzteres scheint der größte Anreiz an dem aktualisierten sozialen Netzwerk zu sein.

Das rundum erneuerte „smarte Tagebuch, welches einem hilft das Leben mit anderen zu teilen“ hat ein merkwürdiges Konzept. Einerseits kann man nur 150 Freunde haben und die App soll einem das Gefühl der Privatsphäre vermitteln. Andererseits kann man seine Aktivitäten über Facebook, Twitter, Foursquare und—seit der neusten Aktualisierung—auch über Tumblr teilen. Dieser Widerspruch führt dazu, dass ich nicht der einzige bin, der nichts mit Path anfangen kann.

Die App ist wunderschön und bringt zugleich neue und sehr interessante Konzepte auf den Bildschirm. Wenn man durch seine Timeline geht, erscheint neben dem Scrollbalken eine Uhr. Diese ist mit so viel Liebe zum Detail realisiert, dass sich sogar die winzig kleinen Zeiger bewegen. Möchte man eine neue Aktivität hinzufügen, springen aus dem Plus-Button weitere neue Symbole heraus, die man anschließend anwählen kann. Die kleinen Animationen hauchen der App Leben ein. Ansonsten ist die Benutzeroberfläche ähnlich zu Twitter für das iPad oder der Facebook-App aufgebaut. Durch horizontales Verschieben des gesamten Bildschirms nach rechts oder links, deckt man neue Karten auf. Die Umsetzung ist einerseits die am besten gelungene von den hier genannten Apps, andererseits noch ein wenig fehlerbehaftet. Es ist mir schon mehrmals passiert, dass ich nicht mehr in die Hauptnavigation wechseln konnte, da das Wischen schlichtweg nicht funktioniert hat.

Kehren wir jetzt noch einmal zum Konzept zurück und stellen uns die Frage wozu man die App überhaupt benötigt. Erklärtes Ziel der Erfinder ist es einen engeren Freundeskreis zu finden, anstatt wie über Facebook oder Twitter seine Tätigkeiten und Gedanken mit der ganzen Welt zu teilen. Dieses Konzept wurde aufgrund des mangelnden Erfolgs aufgeweicht, so dass man die App theoretisch als schicken Client für die oben genannten Netzwerke einsetzen könnte. In der Praxis ist man jedoch mit den einzelnen Apps besser bedient. Wenn ich ein privates Tagebuch führe, warum kann es dann nicht auch auf meinem Gerät bleiben? Warum kann ich nicht nur bestimmte Sachen mit meinen engsten Freunde teilen? Das sind einige unbeantwortete Fragen, die deutlich machen, dass die Menschen hinter Path sich selber auch nicht so sicher sind wie es weiter gehen soll. Nach den letzten Aufkäufen der besten Designer-Schmieden durch Facebook, so wie der App Gowalla, würde es mich nicht wundern wenn man erwartet durch die wirklich liebevoll gestaltete Oberfläche das gleiche zu erreichen. Die Benutzer- und deren Daten werden selbstverständlich mitverkauft. Schlimm ist es im ersten Augenblick nicht. Doch gerade wenn man Path intimere Daten als Facebook anvertrauen möchte, endet es in einem Desaster. Die Integration anderer sozialer Netzwerke wirkt daraufhin wie eine letzte Notrettung um den Dienst auf Teufel komm raus populärer zu machen, ohne dabei die eigentliche Kernidee aufrecht zu erhalten.

Das tollste an Path bleibt somit die Benutzeroberfläche mit der man viel Freude haben kann. Darüber hinaus bietet das Netzwerk keinen Mehrwert und macht nicht viel mehr oder weniger, als es Facebook oder Google+ schon seit längerem tun. Es ist schade, dass so viel Potenzial und Erfahrung der Entwickler und aller anderen Beteiligten gewissermaßen im Sande versickert.