Die letzten beiden Tage habe ich mich an die Installation und Konfiguration von Xgl und dem ganzen drum herum, also compiz sowie gnome-window-decorator, gemacht. Ich wollte gleich die Gelegenheit nutzen und das “neue” Gnome 2.14 ausprobieren. Davon war ich allerdings (ein erneutes Mal) schwer enttäuscht, da sich mir zahlreiche Fehler präsentierten und ansonsten auch alles irgendwie schief lief. Trotzdem versuchte ich Xgl unter Gnome und KDE einzurichten um es auch miteinander vergleichen zu können.
Auf Anhieb ging erst einmal gar nichts, außer dass ich Xgl in einem Fenster starten konnte. Das war schon ein großer Fortschritt. Dank der wirklich guten Xgl und Gentoo Seite im Gentoo Wiki konnte ich dann aber gdm und kdm zum Laufen bewegen, so dass sich jetzt eine Xgl-Oberfläche standardmäßig beim Login präsentiert. Die Effekte sind wirklich sehenswert, vor allem im Vergleich zum aktuellen Mac OS X und Windows, die beide nicht über so schicke Spielereien verfügen. Ich habe mir insbesondere die Funktion Fenster transparent darzustellen angewöhnt, da sie sehr praktisch ist, wenn man schnell sehen will, was gerade im Fenster dahinter passiert. Der Cube-Effekt ist noch ein bisschen irritierend, wenn zwischen den Desktops noch mindestens ein zusätzlicher Desktop liegt und er dann so schnell umschaltet. Ansonsten ist der wobbly wobbly wobbly Verschiebeeffekt ganz nett, jedoch nur als weitere Spielerei anzusehen. Was sich jedoch als wirklich praktisch dargestellt hat ist der neue Anwendungsumschalter (Alt+Tab), der im Fenster gleich die aktuellen Previews der Fenster anzeigt, also zum Beispiel auch laufende Filme. Ein weiteres Feature, was wahrscheinlich einige Benutzen werden ist das neue Expose-artige Anzeigen aller Fenster auf dem aktuellen Desktop. Ich persönlich habe immer virtuelle Desktops mit wenigen Anwendungen bevorzugt. Eine Kombination aus beiden Techniken kann die Arbeitsgeschwindigkeit jedoch erhöhen.
Nachteilig an der ganzen Sache ist, dass man nichts konfigurieren kann. Ich habe zum Beispiel meine Buttons gerne an der linken, anstatt an der rechten Seite (so wie unter Mac OS X). Solche Parameter, genau so wie das gesamte Aussehen sind momentan noch hardgecodet. Es bleibt also noch eine Menge Arbeit zu erledigen, das was vorhanden ist, lässt sich jedoch schon gut präsentieren. Ein graphischer Dialog zur Konfiguration, anstatt dem manuellen Eintragen von Schlüsseln und den dazugehörigen Paaren wäre angebracht, genau so wie getrennte Versionen für KDE und Gnome. Der kde-window-decorator funktioniert momentan noch überhaupt nicht, es ist aber zumindest einer in Planung.
Wenn es um die Performance und den Prozessor- / Speicherhunger geht, so bin ich durchaus positiv überrascht. Bei 2 GB RAM verbraucht Xgl nicht mehr als 6-7% Speicher. Die CPU-Performance liegt in etwa bei 20-25%, sofern man Xgl relativ “normal” benutzt ohne die einzelnen Effekte ausreizen zu wollen. Wenn ich ein Terminal laufen lasse, auf dem sich top befindet, darüber einen Film lege, der halbtransparent abgespielt wird und zusätzlich mit einem halbtransparenten weiteren Fenster wie wild über den entsprechenden Bereich hin- und herfahre, so steigt die Prozessorlast maximal auf 45%, was auch noch akzeptabel ist in dem jetzigen Entwicklungsstadium. Man bedenke, dass Anwendungen wie zum Beispiel amaroK oder KMail öfters 15-20% der Prozesserlast benötigen, was ich als enorm viel für solche Anwendungen empfinde.
Xgl läuft bei mir mit dem nVidia Treiber sehr stabil, ich hatte bis jetzt noch keinen einzigen Absturz. Ich habe es auch hinbekommen, dass Xgl Anti-Aliasing verwendet, was momentan leider nicht mehr läuft. Die gesamte Oberfläche sieht sehr schön aus und ist zudem noch funktional. Was mir noch sehr fehlt ist eine “Stay on top”-Funktion für die Fenster, denn erst dann macht die Funktion Fenster transparent darzustellen richtig Sinn. Es existiert auch schon ein Patch für dieses Feature, jedoch warte ich bis es in die offizielle Version eingepflegt wird. Dank Gentoo ließ sich alles auch relativ einfach aus einem Overlay kompilieren und auch dies wahrscheinlich nur dank der guten Anleitung, die sich unter http://gentoo-wiki.com/HOWTO_XGL im Gentoo Linux Wiki befindet.